Tourette–Syndrom und Fluchen – Absicht oder nicht?
Das Tourette-Syndrom ist nach dem französischen Neurologen Gilles de la Tourette, der 1885 seine Studien darüber veröffentlichte, benannt.
Es beschreibt eine neuropsychiatrische Krankheit, die sich mit auffälligen Tics bemerkbar macht. Die Tics können Muskelkrämpfe, Muskelzucken oder auch vokale Äusserungen, wie zum Beispiel Hüsteln, Räuspern oder Fluchen sein.
Die Störung liegt im Gehirn, jedoch weiss man noch nicht ganz genau wo. Man vermutet, dass im Nervensystem ein Ungleichgewicht der Stoffe Dopamin und Serotonin herrscht. Tourette ist genetisch vererbbar, sodass ca. 10% der Kinder von Patienten ebenfalls das Tourette-Syndrom haben. Es tritt bei den meisten Patienten vor dem 18. Lebensjahr auf, oft schon im Alter von sieben oder acht Jahren.
Fluchen im Zusammenhang mit Tourette
Jeder Tourette-Erkrankte hat im Anfangsstadium nur kleinere Tics, hauptsächlich Muskelzuckungen und Krämpfe. Mit der Zeit häuft sich die Störung und es kommen vermehrte vokale Äusserungen dazu. Ein Drittel der Patienten verwendet dabei Fluchworte und Beschimpfungen, wie zum Beispiel «Arsch» oder «Pimmel». Diese treten unkontrolliert und mitten im Satz auf. Solch zwanghafte Verwendung von Fluchworten wird Koprolalie genannt.
Auch provozierende Gesten wie der altbekannte Arschlochfinger sind keine Seltenheit. In der Öffentlichkeit können sich Fremde dadurch angegriffen fühlen. Deshalb ist es wichtig, das Gegenüber aufzuklären.
Leben mit Tourette
Trotz der Tics gibt es Patienten, die arbeitstätig sind und ein normales Leben führen. Um das zu schaffen, braucht es jedoch viel Verständnis vonseiten der Arbeitskollegen. Die Jobsuche gestaltet sich viel anspruchsvoller, weil bei Vorstellungsgesprächen vor allem der erste Eindruck zählt und nicht so viele Arbeitgeber genug Verständnis und Geduld mitbringen.
Stärkere und öfter vorkommende Tics erschweren dabei die Jobsuche noch mehr. Man kann sie zwar unterdrücken, aber das führt zu einem «Rückstau», das heisst, die Tics zeigen sich noch stärker und öfter.
Bei einigen Erkrankten kann der Cannabiskonsum eine positive Auswirkung auf die Tics haben. Dies funktioniert jedoch nicht bei allen, es kann auch zu Panikattacken oder anderen negativen Auswirkungen kommen. Andere Medikamente verwendet man nur, wenn die Erkrankung so schlimm ist, dass der Betroffene oder dessen Familie nicht mehr damit leben kann oder eine zusätzliche Zwangsstörung vorhanden ist. Oft werden Therapien gemacht, in denen die Kranken lernen ihre Tics besser zu kontrollieren. Im Allgemeinen gilt das Tourette-Syndrom aber als unheilbar. Es kann vorkommen, dass die Tics zu Beginn der Pubertät verschwinden.
Bedenke, eine Krankheit kann man sich nicht auswählen. Es könnte genauso gut auch dich treffen. Tourette ist zwar behindernd, senkt aber nicht den Wert einer Person und genauso sollten wir auch mit Tourette-Erkrankten umgehen.
Alessia Benz und Valentin Waibel
Quellenangaben:
–https://www.prosieben.ch/tv/galileo/videos/20-leben-mit-tourette-im-arbeitsalltag-clip
– https://www.toppharm.ch/mein-alltag-mit-tics