Ziemlich jedem ist es schon einmal passiert, dass einem in Anwesenheit eines kleinen Kindes ein Fluchwort rausgerutscht ist. Umso ärgerlicher ist es, wenn der Knirps einem das Wort dann auch noch mit viel Freude nach-plappert und man danach beschuldigt wird, ihm das Fluchwort beigebracht zu haben.
Da Kinder Fluchworte spannend finden und diese daher auch schnell aus dem Umfeld aufnehmen, wollen viele Eltern in der Erziehung fluchen ver-meiden. Dabei muss jedoch noch zwischen Schimpfen und Fluchen unter-schieden werden. Schimpfen ist immer auf eine Person gerichtet. Beim Fluchen ist dies jedoch nicht zwingend der Fall. Eltern sind oft überfordert, wenn Kinder zu Hause solche, für sie spannende, Wörter ausprobieren. Woher haben sie dieses Wort gelernt? Welche Worte darf mein Kind über-haupt sagen und welche nicht? Experten empfehlen, möglichst nicht auf die Fluchworte einzugehen, da es dadurch noch interessanter wird. Oft kennen sie die Bedeutung der Worte gar nicht. Daher sollte man ihnen die Ver-wendung nicht einfach verbieten, sondern ihnen die Bedeutung nahelegen und ihnen zeigen, dass diese Wörter andere traurig machen oder ihnen weh tun.
Nun stellt sich jedoch die Frage, warum Kinder überhaupt fluchen. Nicht wie Erwachsene, die fluchen, um Stress abzubauen, verwenden Kinder Kraftausdrücke um Aufmerksamkeit zu erhalten, um zu provozieren und um Grenzen auszutesten. Kinder sind besonders fasziniert von der Fäkal-sprache, dies irritiert Erwachsene oft. Viele Kinder häufig, auch Jugend-liche, passen ihre Sprache der Situation, ihrem Gesprächspart und ihrer Umgebung an. Mit ihren Eltern sprechen sie anders, als mit Kindern in ihrem Alter. Um den Anschluss zu Gleichaltrigen nicht zu verlieren müssen Kinder oft Fluchworte kennen oder sogar verwenden.
Eine Studie der Universität Pittsburgh belegt, dass dies in Familien, in denen häufig geflucht und beschimpft wird, negative Auswirkungen auf die Psyche des Kindes haben kann. Dadurch kann zum Beispiel aggressives und depressives Verhalten entstehen oder es kann auch zu Alkohol- oder Drogenmissbrauch führen. Ming-Te Wang und Sarah Kenney, die Wissen-schaftler dieser Studie, kamen auf das Ergebnis, dass etwa 50 Prozent der Eltern in Amerika ihre Kinder durch Fluchen disziplinieren.
Früher wurde öfters autoritär erzogen. Merkmale des autoritären Er-ziehungsstils sind strenge Regeln und hohe Erwartungen der Eltern an die Kinder. Das Verhalten sollte den Vorstellungen der Erwachsenen ent-sprechen und es wurde weniger auf die Bedürfnisse der Kinder einge-gangen. Als negative Folge gibt es viele Kinder, die absichtlich fluchen um Aufmerksamkeit zu erhalten. Heute wird mehr nach demokratischer Art erzogen. Dies heisst, dass Kinder viel selbst bestimmen und sie ihre Ent-scheidungen auch erproben können. Ein Grund dafür ist, dass viele Eltern die Fehler ihrer Eltern vermeiden wollen.
Alles in allem gibt es heute viele verschiedene Meinungen darüber, wie Kinder erzogen werden sollen. Besonders im Bereich wie man mit fluchenden Kindern umgehen soll sind sich Fachkräfte uneinig.
Quellen:
https://www.beobachter.ch/familie/erziehung/malediktologie-fluch-nicht-verdammt
https://deepblue.lib.umich.edu/bitstream/handle/2027.42/106863/cdev12143.pdf?sequence=1&isAllowed=y
https://www.kindererziehung.com/Paedagogik/Erziehungsstile/Autoritaerer-Erziehungsstil.php
https://www.kindererziehung.com/Paedagogik/Erziehungsstile/Demokratischer-Erziehungsstil.php
Uwe Rogge: Erziehung die 111 häufigsten Fragen & Antworten Jan – Uwe Rogge
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Marshall B.: Gewaltfreie Kommunikation Eine Sprache des Lebens