Sklaven der Zeit
Viele Menschen sind sich darüber einig, dass Zeit eine der wertvollsten Ressourcen, wenn nicht sogar die wertvollste ist.
Jeder von euch kennt das Sprichwort «Zeit ist Geld» von Benjamin Franklin. Zeit wird hier als etwas präsentiert, was viel zu wertvoll ist, um es zu verlieren. Ich frage mich, ob dieses Sprichwort auch umgekehrt verwendbar ist: Geld ist Zeit. Wäre es denn nicht möglich, sein Geld und seinen Besitz in Zeit umzutauschen? Leider ist dem nicht so, man kann Zeit mit Geld nicht rückgängig machen und man kann auch sein Leben nicht ungehindert mit Geld verlängern. Jedoch kann es sich eine reiche Person eher erlauben, Zeit zu verschwenden, da es sie nicht kümmern muss, ob sie Geld verliert oder nicht. Zeit als reine Ressource ist aber nicht käuflich.
Zeit ist also der wichtigste Faktor des privaten und arbeitsalltäglichen Lebens und wird als zentraler Faktor für Lebensqualität angesehen.
Nietzsche sagte einmal: «Wer von seiner Zeit nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave». Sehen wir uns also einmal den durchschnittlichen Schultag an. Der Unterricht nimmt uns im Durchschnitt täglich ein Drittel des Tages, wobei ich die Ferien und Feiertage nicht eingeschlossen habe. Jedoch ist die Arbeit nach dem Unterricht noch nicht getan. Sobald wir zuhause sind, müssen wir Hausaufgaben machen, für Prüfungen lernen und uns auf den Unterricht vorbereiten. Ausserdem brauchen wir für einen gesunden Schlafzyklus ein weiteres Drittel des Tages. Es bleibt uns also maximal ein Drittel des Tages, wären da die Hausaufgaben und das Lernen für die Prüfungen nicht. Nicht anders läuft es, wenn wir in den Arbeitsalltag einsteigen. Sind wir also Sklaven des Schulsystems und später auch Sklaven des Arbeitsalltages? Das muss man sich wirklich fragen. Will man seine persönliche Zeit verlängern, leidet etwas anderes. Da niemand seine Arbeit vernachlässigen will, leidet meistens der Schlaf. Wollen wir uns also aus dem Zeitsklavenleben befreien, schaden wir nur uns selbst. Mit diesen Voraussetzungen ist Zeit eine sehr begrenzte Ressource in jedem Alltag.
Als Kind steht einem die Zeit noch zur Verfügung, denn man hat keine Verpflichtungen und ist noch kein Sklave der Zeit. Man besitzt auch reichlich Energie, um diese Zeit nutzen zu können. Doch um die Zeit auszufüllen und das zu erreichen, was man will, dazu ist Geld von Nöten, was einem Kind normalerweise noch nicht zur Verfügung steht.
Anders ist es nun für den Erwachsenen im Arbeitsalltag. Er besitzt zwar Geld, doch dieses muss verdient werden. Als junger Erwachsener hat man auch noch genug Energie, um die Zeit auszukosten. Da man nun aber ein Sklave der Arbeitswelt ist, besitzt man diese Zeit gar nicht mehr.
Als ältere Person, die endlich in Rente gehen kann, meint man nun, man habe alles, was es braucht, um seine Lebensqualität bis ans Limit auszukosten. Doch die wenigsten besitzen im Alter noch die Energie, ihre Träume auszuleben, und wenn doch, wird es mit dem Geld trotzdem wieder knapp.
Muss man daraus also schliessen, dass fast niemand in seinem Leben seine potenzielle Lebensqualität voll auskosten kann und dass diese wenigen Menschen, denen das doch gelingt, die Ausnahme sind? Nein, denn wir haben es in der Hand. Es gibt viele Menschen, die es geschafft haben, aus diesem Kreislauf des Unglücks auszubrechen, und wenn sie es schaffen, dann sollte es uns ebenfalls möglich sein. Lillie F. Leitner zum Beispiel beschreibt dies in ihrem Buch: «Ja, Sie können alles haben!» Seien wir uns also immer bewusst, wie wertvoll Zeit ist und wie schnell wir zu ihrer Sklavin werden.
Alexandra Pergher
Quellen:
http://www.arbeitswetten.at/neue-arbeitswelten/Zeit-als-ressource-der-zukunft/
http://www.erfolg-und-business.de/business-von-morgen/gruenderspezial/zeit-ist-geld
http://www.nzz.ch/meinung/prioritaetenverwirrung-geniesse-die-zeit-Id.1311199
http://www.lillieeff.com/
http://ricardoandlorena.com/lifestyle/money-time-energy
http://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/die-entdeckung-der-zeit-a-1015939.html
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